History
Teil 1:
Wissen sie, was ein schlechter Tag für eine Verteidigungsschlacht ist? Ich weiß es, ich war bei einer dabei. Ein schlechter Tag ist, wenn morgens Nebel aufkommt, aber über den Tag hinweg nicht abziehen will. Ein schlechter Tag ist, wenn der Feind ungesehen bis auf wenige dutzend Meter an die Gräben, Bunker und die vielen anderen Verteidigungseinrichtungen herankommt. Ein schlechter Tag ist es, wenn die eigenen Truppen dem Feind hoffnungslos Unterlegen sind.
Verdammt, es war ein hundsmiserabler Tag.
Aber ich wäre nicht in der Lage von diesem Tag zu berichten, wenn ich ihn nicht überlebt hätte. Aber das ich ihn überlebt habe, liegt nur an der Tatsache, dass die Truppen, die in den Gräben und Bunkern saßen, die verflucht noch mal härtesten Schweinehunde waren, die ich jemals kennen gelernt habe. Aber fangen wir vom Anfang an.
Ich war an diesem Morgen nicht wie sonst von meinem lärmenden Wecker aufgewacht, sondern von einem noch nervigeren Geräusch – alleine das hätte mich stutzig machen sollen, da ich mir einen Wecker der Marke „Wenn sie nach diesem Lärm nicht wach sind, sind sie Tot oder Taub!“ zugelegt hatte. Ich benötige halt ab und zu einen tritt in den Arsch, verstehen sie?
Was mich an diesem morgen auch weckte, ich hatte das Geräusch noch nie gehört und für meinen Teil wollt eich das auch gar nicht. Ein sehr verschlafener Blick auf meine Uhr zeigte mir irgendwas bei drei Uhr morgens – genau weiß ich es nicht mehr. Ist ja auch egal.
Ein Blick aus dem einzigen Fenster meines 12x18 Wohnklos, hier in meiner Stadt auch noch Perverserweise „gemütlich“ genannt und zu allem Überfluss als „luxuriös“ betitelt, zeigte mir nur einen dunkelgrauen Schleier den ich als eine Mischung aus Smog und Nebel identifizierte. Im Klartext hörte ich eine Mischung aus Sirenengeheul und einem dumpfen Wummern, wie es bei Stampfmusik nicht untypisch ist. Ich war, wie sie wahrscheinlich verstehen werden nicht gerade gut gelaunt und von dem lärm bekam ich langsam Kopfschmerzen.
Ein perfekter Start in den Tag.
Irgendwo zwischen meinen Schläfen versuchte sich ein Gedanke zu manifestieren, aber außer dumpfen Schmerzen kam bei mir nicht viel an. Was hatte diese imperatorverdammte Sirene noch mal zu bedeuten? Verflucht, bei so einem Höllenlärm kann man sich nicht einmal auf seine eigenen Gedanken konzentrieren.
Ich beschloss, erst einmal unter die Dusche zu kriechen, vielleicht half es mir, vielleicht übertönte es auch nur den Lärm ein wenig.
Ich war kaum zwei Meter vom Fenster weg, da hörte ich ein säuselndes Geräusch, untermalt von einem stetig ansteigenden Pfeifen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, irgendeine scheiss- Jugendband probte hier ein Konzert, oder eine Fabrik sei explodiert oder… ach, der Imperator möge mich verdammen, ich weiß nicht mehr woran ich dachte.
Aber ich weiß, was Sekunden danach passierte. Es gab einen Knall, der alle vorherigen Geräusche in den Schatten stellte – eine Meisterleistung, wenn sie mich fragen.
Danach weiß ich nur noch, dass ich abhob und mit ziemlich viel Schwung und dem Kopf voran gegen die Badezimmertür knallte.
Ende der Durchsage.
Wann ich wieder aufwachte? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich mein Kopf noch schlimmer anfühlte als vorher und der Krach im Hintergrund nicht einen Dezibel leiser geworden war. Als ich mich aufrichten wollte, spürte ich einen starken Luftzug, der mich fast wieder umwarf. Mit einer Hand tastete ich an meinem Kopf herum, nur um festzustellen, dass es ein verdammt bekloppte Idee gewesen war. Scheiss Schmerzen.
Mir lief irgendwas in die Augen, wahrscheinlich Blut. Ich wischte mir ein paar Mal mit dem Handrücken über Stirn und Augen nur um mir im nachhinein zu Wünschen, ich hätte es nicht getan.
Von meinen 12x18 waren vielleicht noch 6x6 übrig. Einen halben Schritt von meinen Füßen entfernt klaffte ein riesiges Loch in der Hauswand, Putz und Stein rieselte auf mich herab. Außerdem tropfte irgendetwas von oben herab, ich hoffte in dem Moment nur, es war kein Blut. So genau wollte ich es aber gar nicht wissen.
Im Hintergrund konnte ich weitere Orgelnde Geräusche vernehmen und mein Adrenalingeschwängertes Blut machte mir klar, dass es an der Zeit war, dieses Gebäude zu verlassen. Auf dem Flur vor der Tür sah ich, dass der Rest der Menschen im Wohnhab auf dieselbe Idee gekommen war – die Flure waren brechend voll. Ich schlug den Weg Richtung Feuertreppe ein, die Aufzüge waren mir noch nie geheuer gewesen. Und während ich beschossen wurde, wollte ich bestimmt nicht in einen 2x2 Sarg stecken. Allein bei dem Gedanken daran stellten sich mir die Nackenhaare auf.
Die Feuertreppe war verhältnismäßig leer, ein Zeichen davon, dass die meisten Menschen lieber die normalen Treppen oder den Aufzug benutzten. Trottel, allesamt.
Als ich fast ebenen Boden erreicht hatte, schlug wie um meine Gedanken zu bekräftigen eine Granate mitten ins Gebäude ein. Obwohl ich eine denkbar schlechte Position hatte, dass ganze nachzuvollziehen, werde ich nie vergessen, wie ich eine der Fahrstuhlkabinen aus der Wand in die Tiefe stürzen sah. Die Kabine war nur halb geschlossen und ein paar Menschen folgen heraus. Ich hatte aber keine Zeit, dass ganze zu begutachten, da der Einschlag dass ganze Gebäude erbeben ließ und ich und einige andere von der Leiter fielen.
Blackout, die zweite. Und dass innerhalb von nicht ganz zehn Minuten.
Als ich aufwachte, dachte ich daran, dass der Tag nicht viel beschissener Enden konnte, wie er angefangen hatte.
Ich sollte nur zum teil Recht behalten.