Das Kloster Maltay

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ManusAtra

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24. März 2010
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Bartholomäo war noch ein kleiner Junge, als er zum spielen mit seinen Freunden das Dorf Drasa verließ, an jenem schicksalshaften Tag, an dem der Graf zu Dressau ausrückte und es für seinen untoten Herrn in Schutt und Asche legte. Als er wiederkam, fand er seine Heimstatt nurmehr als rauchende Ruinen vor. Frederyc lief davon, so blieb ihm nurnoch Victor von allen Menschen die er kannte. Sie durchkämmten verzweifelt das Dorf, konnten nicht fassen, was ihre jungen Augen da sahen. In der alten Mehlkiste des Bäckers fanden die beiden die kleine Ellena, die Tochter des Fassbinders - sie musste sich dort versteckt haben, als das Gemetzel begann. Sie war die einzige Überlebende.
Die beiden Burschen nahmen die damals dreijährige mit sich und flohen zu dem einzigen Ort, den sie außer ihrem eigenen Dorf kannten: der Klosterfeste Maltay, der die Dörfler den Zehnt entrichteten. Sie wurden von den Klosterbrüdern aufgenommen und aufgezogen.
Die Klosterfeste Maltay liegt am oberen Reik, unweit von Pfeildorf und fristete bis zu diesen Tagen ein beschauliches Leben. Doch ob der Bedrohung durch die durchtriebenen Untoten und ihre Speichellecker wurde in Maltay ein Ritterorden gegründet, der unter der Oberleitung des Ordens der Schwarzen Rose zu einiger Größe anwachsen sollte: Die Maltayser. Das blutrote Kreuz auf weißem Grund, welches die ersten Opfer dieses lange währenden Konflikts sybolisiert, prangt noch immer mahnend auf der Brust dieser Ritter. Man schwor, die untote Plage aus dem Whisenland zu verbannen was auch fast 20 Jahre später gelang - doch mussten Bartholomäo und Victor bestürzt feststellen, dass ihr verhasster Erzfeind - Graf zu Dressau - der Rache entflohen war und sich zu seinem Meister in richtung Sylvania durchschlug. Zehn Jahre später ist Bartholomäo inzwischen zum Abt des Klosters erhoben worden. Und nun, nach all diesen gramerfüllten Jahren, hat er in Erfahrung gebracht, dass der Graf zu Dressau in der verfluchten Stadt Mortheim gesichtet wurde.

Aus mehreren Gründen musste sich Bartholomäo davon zurückhalten, sich auf den Weg zu seinem ärgsten Feind zu machen: Seine Pflichten als Abt ließen lange Abwesenheit schon nicht zu, doch litt Bartholomäo an den Folgen einer Lungenentzündung vom vorangegangenen Jahr - er war schlicht in keiner Verfassung die lange Reise auf sich zu nehmen, geschweigedenn zu kämpfen. Abermals schien es ihm, der Graf würde ihm ein Schnippchen schlagen und noch mehr Gram bringen als ohnehin schon. Seine Wut darüber brachte Bartholomäo einen Hustenkrampf ein. Als er sich schwitzend den Mund abwischte fand er Blut an seiner Hand vor - schon wieder. Nein, er durfte nicht zu Morr gerufen werden, bevor er den Grafen bezwungen hatte. Er setzte einen Kräutersud auf, den ihm die Brüder zusammenmischten, um ihn zu stärken. Wie lange... Wie lange würde es ihm noch helfen? Wie lange würde er im diesseitigen Leben noch ausharren können, während sein Feind ihn weiter höhnte? Er wusste, wenn er eine Chance haben wollte, all diese unschuldigen Toten zu rächen, im Namen Sigmars und der Bewohner von Drasa, musste er schleunigst etwas unternehmen. Valnord, der Bruder, der wohl am ehesten seine Nachfolge antreten würde, war einer von wenigen im Kloster nie direkt von dem damaligen Unglück betroffen waren. Er war im mittleren Alter erst zu ihnen gestoßen und seine bürokratische Herkunft ließ das Kloster in mehrerlei Hinsicht florieren, doch von Kämpfen und dergleichen wollte er nichts wissen - es wäre ihm zu kostspielig! Bartholomäo warf einen Blick auf das Klosterwappen, das die freie Wand seines Studierzimmers füllte. Die schwarzen Rosen des Mutterordens umspielten das rote Tatzenkreuz von Maltay. Diese Symbole bedeuteten Bartholomäo wahrscheinlich mehr als den meisten anderen Brüdern, doch wurden die Ideale des Klosters von ihnen allen hochgehalten - vieleicht nicht mit der Inbrunst, die sich Bartholomäo wünschen würde, doch selbst Valnord ging in seinem Dienst auf.
Wenn doch nur Victor da wäre. Doch der war auf dem Weg in die Ordensfeste der Schwarzen Rose. Er sollte zu einem Hauptmann der Maltayser ernannt werden, eine Ehrung für seine Dienste am Orden. Der Ordensmeister des Mutterordens selbst würde die Zeremonie durchführen. Seufzend musste sich Bartholomäo eingestehen, dass seinem alten Freund das fortgeschrittene Alter weniger zusetzte als ihm selbst - Victor stand noch immer in der Blüte seines Lebens strotzte vor Kraft und Glauben, während Bartholomäo immer mehr dahinsiechte. Niemand würde heute glauben, dass die beiden im selben Alter waren. Victor würde ihm sicher helfen, indem er seine Ritter ausschickte, um ihren alten Feind der gerechten Strafe zuzuführen. Auch Ellena war mit ihm aufgebrochen, sie begleitete Victor seit dem Tag, als er sie im Dorf fand auf Schritt und Tritt. Selbst die schier unüberwindbare Hürde des Eintritts in den Ritterstand Victors hatte sie genommen - sie konnte, mit Victors Hilfe, die Ritterschaft davon überzeugen, dass ihre Schießkunst und auch ihre Hunde, die sie züchtete, für den Orden von ausreichend großem Wert seien, um den Umstand ihres Geschlechts zu umgehen. Ein Lächeln stahl sich auf Bartholomäos Lippen. Ellena vergötterte Victor. Er konnte es ihr nicht verübeln... Victor sah immernoch gut aus und hatte ein unglaublich charismatisches Wesen. Aber Bartholomäo schweifte ab. Er musste sich um die Lösung seines Problems befassen.
Neben Ellena waren noch die Ordensbrüder Johann und Alfons mit Victor gegangen, als offizielle Eskorte. Auch Pater Thaddäus, der Sigmarpriester der Maltayser war bei ihm, als Zeuge der Ernennung. Ein paar Brüder des Klosters begleiteten den Tross, um für die Ritter zu sorgen, sogar Bruder Telius war bei ihm, das Banner des Ordens hatte er beim Auszug des Trosses Stolz vorweggetragen. Alles in allem war das eine Truppe höchster Güte, die Victor da versammelt hatte... Bartholomäo griff entschlossen zu Feder und Papier: Er hatte einen Plan gefasst und musste einen Brief verfassen. Der Bote musste noch am selben Tag aufbrechen.

> > > to be continued < < <
 
Der Nebel hielt sich hartnäckig auf den Feldern und dem Weideland kurz vor Nuln. Eine Wasserburg hob sich einem düsteren Moloch gleich aus den tiefliegenden Schwaden. Die brünierte Kuppel des zentralen Domgebäudes der Burg glänzte in der fahlen Morgensonne und der Schall der fünf Glocken der Feste drang tief in den dämpfenden Nebel. Am den dunklen Granitmauern und den sechs Wehrtürmen rankten sich Kletterrosen empor und zwischen den reich mit Rosen- und Totenkopfheraldik verzierten Zinnen zogen Wachen in Schwarz und Rot ihre Runden. Hinter den geschlossenen Toren began soeben eine kleine Prozession ihren Weg vom Kapitel zum Dom. Durch einen Spalier aus Rittern hindurch schritten der Ordensmeister des Ordens der Schwarzen Rose mit seinem Stab von Priestern und Beratern, gefolgt Victor von Maltay mit seiner kleinen Begleitgarde auf die geöffneten Tore des monumentalen Dom. Im dämmrigen Inneren war es kühl, als Victor an diesem bedeutungsschwangeren Morgen den Heimatdom des Mutterordens betrat. Der Grundriss des Doms glich einer stilisierten fünfblättrigen Rose und dieses Thema wurde auch in den Steinen des Fußbodens aufgenommen. Im Zentrum, direkt unterm Mittelpunkt der massiven Kuppel, stand eine gigantische Statue des Sigmar. Von einem früheren Besuch wusste Victor, dass sich in direkter Linie dahinter, in einem der "Blütenblätter", eine ebenso eindrucksvolle Statue des Morr stand - umgeben von den Gruften der Helden des Ordens. Dorthin führte sie nun auch der Großmeister. Alle Ernennungen, die durch den Ordensmeister vorgenommen werden mussten, erforderten auch das Beisein der Ahnen des Ordens. Die Ernennung von Victor, der von heute an der im Rang zweithöchste des Tochterordens sein sollte, war dessen würdig. Stolz erfüllte Victor, da er diesen Augenblick nicht nur erleben, sondern auch im Kreise fast aller seiner liebsten Freunde begehen konnte. Hinter ihm erschall das Kuppeldach, zusätzlich zu den Glocken, nun auch unter den Schritten von fünfzig Rittern in voller Rüstung, die als weitere Zeugen hinzustießen. Nachdem in dem gigantischen Dom wieder Ruhe eingekehrt war, begann der Großmeister zu sprechen, die Hände auf dem Rubin im Knauf der Runenklinge des Ordens gestützt und den Rosenmantel - ein weiteres Zeichen seines Amtes als Großmeister - würdevoll um sich drapiert:
"Unter den Augen unserer Vorgänger - und in Anwesenheit unserer derzeitigen Helden - haben wir uns heute hier versammelt, um einen aus unserer Mitte aus dem Stand eines einfachen Ritters zu erheben. Durch seine Aufopferung und Hingabe, seine Kampfeskunst und Führungskraft und nicht zuletzt durch seine Frömmigkeit hat sich Bruder Victor von Maltay als würdig erwiesen, von nun an in unserem Tochterorden einen Offiziersrang zu bekleiden. Dieser noch junge Orden verfügt noch nicht über eigene Helden und auch nicht über einen Ordensmeister, weshalb diese große Ehre, einen derart vorbildlichen Ritter ehren zu dürfen, noch immer der Schwarzen Rose zufällt. So treten denn vor, Bruder Victor!"
Victor begab sich sicheren Schrittes in die Mitte der Versammelten und verbeugte sich huldvoll.
Der Ordensmeister fuhr fort: "Kniet im Kreise der Zeugen nieder, Rittmeister Victor von Maltay." Victor kniete ab und neigte den Kopf. Erfürchtig hob der Großmeister die Runenklinge empor, reckte sie empor und senkte sie dann langsam auf Victors linke Schulter nieder. "Kraft meines Status als Großmeister des Ordens der Schwarzen Rose ernenne ich, Gabriel vom Rosenmantel..." Er führte das Schwert auf Victors rechte Schulter. "...Euch, Bruder Victor von Maltay, zu einem Hauptmann des Ordens der maltayser, der mit dem unseren Orden verbunden ist!" Das Schwert kam auf Victors Tonsur zum liegen, ehe der Großmeister die Klinge schwungvoll wieder hochzog und in einer fließenden Bewegung wieder mit der Spitze auf die Marmorrose zu seinen Füßen setzte, um seine Hände wieder über dem Knauf zu verschränken. Er hob die Stimme etwas: "Und nun erhebt euch, Hauptmann Victor von Maltay!"
Als Victor sich langsam erhob, salutierten alle anwesenden bis auf den Großmeister wie ein Mann. Zum Schluss hob der Großmeister die Runenklinge im Salut an die Stirn, ehe er sie in die Scheide zurückgleiten ließ. Von der Last des Protokolls erlöst, ging er sodann auf Victor zu und schloss ihn brüderlich in die Arme: "Ach Victor... Ich bin stolz auf dich! Du wirst einen wunderbaren Offizier abgeben!"
Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des frischen Hauptmanns. Er erwiderte die Umarmung herzlich: "Das hoffe ich, Lord Gabriel, das hoffe ich wirklich. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass es Bartholomäo hätte miterleben können... Doch er ist Abt, viel beschäftigt und obendrein hat er sich noch immer nicht erholt... Aber ich soll Euch herzliche Grüße und seinen tiefen Respekt übermitteln, er gab mir sogar eine Geschenkschatulle für Euch. Sie befindet sich noch in der Kutsche." Der Großmeister lachte. "Der alte Bartholomäo lässt es sich aber auch nicht nehmen! Aber immer alles zu seiner Zeit, Victor - und im Moment ist es Zeit, dich zu feiern! Lasst uns ins Refektorium gehen, etwas zu uns nehmen und auf Euch anstoßen... Dieses lästige Fasten vor solchen Anlässen setzt mir mit dem Alter immer mehr zu."
Er winkte einen seiner Berater zu sich. "Thales, gebt Bruder Victor die Bürden seines Ranges." Bruder Thales schlug das schwarze Tuch von einem Bündel, das er die gesamte Zeremonie über gehalten hatte, zurück. Zum Vorschein kamen ein edel verziertes Schwert und einige Abzeichen, die an die Ordenskleidung angebracht werden sollten. "Euer neues Rüstzeug ist noch in der Schmiede, ihr könnt es im Laufe des Tages dort anpassen lassen, Hauptmann." Sprach Lord Gabriel und gab Victor einen Klaps auf die Schulter. Victor nahm mit zitternden Händen das dargebotene an sich. Er gab die Abzeichen an Thaddaeus weiter und wog das Schwert in der Hand. In seiner Zeit als Ordensritter hatte er immer nur mit sehr guten Waffen gekämpft, doch die Ausgewogenheit dieses Schwertes stellte alles in den Schatten, was Vctor bisher geführt hatte. Ellena nahm dem ergriffenen Victor den alten Schwertgurt ab, während Thales ihm den Neuen anlegte.
Victor war noch immer sprachlos, als die Prozession wieder ins Freie trat. Die Wachen hatten strikte Befehle erhalten - keiner, der nicht zumindest den Rang eines Herzogs bekleidete, durfte während der Zeremonie in die Feste eingelassen werden oder heraus. Doch überraschte es den Großmeister dennoch, dass das schwere Tor geöffnet wurde, kaum, dass er den Dom verlassen hatte. Ein Feldwaibel der Wache kam auf den Großmeister zugetreten und salutierte. "Eure Exzellenz. Kurz vor Eurem Betreten des Doms verlangten hier zwei Boten einlass, die zum Hauptmann Victor wollen. So, wie ihre vier Pferde aussehen, sind sie scharf geritten. Wir verwiesen sie also darauf, dass wir das Tor erst öffnen könnten, wenn Ihr wieder aus dem Dom kommt. Sie sehen mitgenommen aus, wir wollten sie also nicht zu lange warten lassen, wenn Ihr erlaubt." "Na macht schon auf!" sagte Lord Gabriel.
Als die Zugbrücke unten und das schwere Fallgatter oben war, kamen zwei Reiter auf erschöpften Pferden eingeritten, je ein weiteres fast ebenso erschöpftes Pferd hinter sich führend. Die beiden Reiter rappelten sich in ihren Sätteln auf und zeigten einen akzeptablen Salut. Victor ging ihnen entgegen. "Sellig, Pergey, was macht ihr hier? Ist etwas passiert?" Er wandte sich an den Großmeister. "Das sind zwei unserer Rekruten vom Kloster."
Sellig griff unter seinen Umhang und holte eine tiefrote Botenrolle hervor, auf der das persönliche Siegel Bartholomäos zu erkennen war. "Hauptmann..." keuchte Sellig "...Der Abt schickt uns zu Euch, um Euch diesen Brief zu übergeben..."
Victor nahm die Rolle entgegen. "Ellena, bring die beiden ins Refektorium, damit sie sich stärken können, danach sollen sie sich ausruhen. Was ich aus dem Brief nicht erfahre, können sie mir besser berichten, wenn sie mir dabei nicht fast in Ohnmacht fallen! Verzeiht, Lord Gabriel, doch ich werde vor dem Essen wohl noch den Brief lesen - wenn etwas so wichtig ist, dass Bartholomäo Valnord überreden konnte, vier Pferde loszuschicken, dann muss ich alles andere hintenanstellen. Bitte nehmt es mir nicht übel, fangt ruhig schon an zu speisen, ich möchte Euch nicht noch weiter zum Fasten zwingen." Nicht einmal eine Antwort abwartend, salutierte Victor und schwenkte auf den Weg zu den Dormitorien ein.


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PS: hm...in Blocksatz sieht das ganze viel schicker aus, sry hier mal für das grässliche format ^^
 

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